Wir möchten unsere Produkte in Deutschland produzieren, das war von Anfang an klar. Doch auch nicht irgendwo in Deutschland, sondern möglichst regional, sodass wir persönlichen Kontakt zu unseren Näherinnen und Nähern halten können. Deshalb lassen wir seit drei Jahren einen großen Teil unserer Produkte im Zauberfaden nähen. Der Zauberfaden ist jedoch nicht nur irgendeine Nähstube. Dahinter verbirgt sich ein großartiges Projekt, welches wir euch genauer vorstellen wollen.

Menschen nähen an Nähmaschinen

Der Zauberfaden in Schorndorf ist eine Nähwerkstatt, in der Geflüchtete und Asylsuchende unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus arbeiten können. Das gemeinnützige Projekt wurde im Februar 2015 gegründet und verbindet drei wesentliche Aspekte: die Arbeit, eine Sprachausbildung und ein „Culture Coaching“, das den Geflüchteten helfen soll, im deutschen Gesellschafts- und Arbeitssystem zurechtzukommen.  

Das große Ziel von Sükriye Döker und Matthias Römer, den Leitern des Zauberfaden, ist es nämlich, den Menschen, die Schutz gesucht haben zu helfen, ein eigenständiges Leben in Deutschland zu führen und alle Aufgaben selbst bestreiten zu können. Dazu gehört an erster Stelle das Erlernen der Sprache, aber vor allem die Unterstützung bei den vielen und oftmals sehr komplexen Behördengängen zum Jobcenter oder dem Landratsamt. 

Menschen aus allen Himmelsrichtungen und Situationen kommen in den Zauberfaden, oftmals weil sie sich in ihren Übergangswohnheimen unterfordert fühlen. Im Zauberfaden haben sie die Möglichkeit, einen strukturierten Tagesablauf zu erleben. Auch wenn es sich nicht um ein wirkliches Arbeitsverhältnis handelt, funktioniert vieles dabei wie bei jedem anderen Job auch: zum Beispiel müssen sich die Mitarbeitenden im Krankheitsfall eine Krankmeldung beim Arzt einholen. Das soll ihnen helfen, sich in ein geregeltes Arbeitsumfeld einzufügen.

Frau schneidet Stoff zu und verpackt Ware  

Ein typischer Tag im Zauberfaden beginnt um 8:30, gut gelaunt und natürlich pünktlich. Auf Pünktlichkeit wird viel Wert gelegt, um den Arbeitsalltag so „realistisch“ wie möglich zu gestalten. Es wird Musik aufgelegt und schon beginnt die Arbeit. Die meisten wissen bereits, was zu tun ist, andere lassen sich neue Aufgaben geben. Dabei wird genau auf die Kenntnisse und Interessen der Geflüchteten eingegangen. Einige haben bereits Erfahrung im Nähen, was aber keine Voraussetzung ist. Es geht im Zauberfaden vor allem darum, einen geregelten Tages- und Arbeitsablauf zu haben. 

Die Aufgaben sind deshalb vielfältig: die Stoffe müssen ausgelegt, zugeschnitten und in Aufgabenpakete zurechtgelegt werden, die sich die Näherinnen und Näher dann abholen können. Einige Mitarbeitende, die sich schon gut auskennen, übernehmen die Kommissionierung, das heißt, sie kümmern sich um die Abläufe und planen die Aufträge. Während die einen arbeiten, bekommen andere Sprachunterricht. Von Montag bis Donnerstag, 9:00 Uhr bis 11:30, findet dieser statt, einzeln oder in der Gruppe. Der Unterricht wird von ehrenamtlichen Helfern und Helferinnen übernommen, von denen viele pensionierte Lehrkräfte sind. So kann auf die Bedürfnisse und Wissensstände jedes einzelnen Geflüchteten eingegangen werden.

Menschen beim Unterricht 

Um 11:30 ist es Zeit für das gemeinsame Frühstück, bei dem sich ausgetauscht und Zeit miteinander verbracht wird. Den Küchendienst übernehmen die Geflüchteten im Wechsel. Nach sechs Stunden ist der Arbeitstag vorbei. In dieser Zeit sind alle möglichen Textilien entstanden: von Bettwäsche über Kissen und Tüchern bis hin zu den Zauberfaden-eigenen Schürzen und Taschen, die dort auch verkauft werden.

Menschen beim Frühstück  

Die Aufträge, die die Nähwerkstatt übernimmt, sind vielfältig und kommen vor allem von Unternehmen, die Wert auf Nachhaltigkeit legen. Im Gegenzug müssen sie allerdings auch flexibel mit den besonderen Umständen der Werkstatt umgehen können, das heißt, dass es auch einmal zu Verzögerungen im Ablauf kommen kann und auch nicht alle Aufträge in allen Größen übernommen werden können.  

Die Kooperation mit hutch&putch kam zustande, als unsere Gründerin Josephin auf der Suche nach einer Näherei war. Es sollte jedoch nicht irgendeine sein, sondern eine, die wirklich in Deutschland produziert und vertrauenswürdig ist. Die Mutter eines Bekannten empfahl ihr den Zauberfaden. Sofort nahm Josephin Kontakt auf und war sofort begeistert. Dort ging es nicht nur um Ergebnisse, sondern auch um Persönlichkeiten und die Menschen. Ein persönlicher Kontakt und eine Beziehung aufzubauen, war für Josephin wichtig, deshalb war der Zauberfaden mit seiner Arbeit der ideale Partner. Wir sind unglaublich froh im Zauberfaden diesen großartigen Partner gefunden zu haben und freuen uns auf eine lange und weiterhin so gute Zusammenarbeit!

 
Wenn du mehr über den Zauberfaden und seine Arbeit erfahren möchtest oder ihn unterstützen möchtest, kannst du das hier auf seiner Homepage tun. Wir waren vor Ort im Zauberfaden und haben ein Video produziert, in dem die beiden Gründer und Mitarbeitende selbst zu Wort kommen. Das Video kannst du dir hier auf unserem Instagram-Kanal @hutchandputch anschauen.

Autorin: Isabell Gritzka

Eliane Wikert
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