Das gängige Bild, das uns Filme und Serien vermitteln, ist eine Geburt in Rückenlage. Die Schwangere liegt auf einem Bett und neben ihr steht ein*e Ärztin und ruft: „Pressen“. Mit diesem überholten Bild wollen wir in diesem Blogbeitrag aufräumen! Dafür haben wir uns mal wieder Unterstützung von Steffi und Janine von Hey Wow Mom geholt.
Wusstest du schon?
Tatsächlich ist die Rückenlage für den physiologischen Geburtsverlauf aus vielen verschiedenen Gründen kontraproduktiv:
1. Die Gebärmutter, die sich bei den Wellen stark zusammenzieht, schiebt über die Kontraktion in das Becken. In Rückenlage muss sie sich dafür aufrichten, statt die Schwerkraft wirken zu lassen. Das ist weniger wirkungsvoll und eine unnötige Belastung für die Gebärmuttermuskulatur.
2. Auch die Bauchmuskeln unterstützen unter den Wellen dabei, das Baby aktiv in das Becken zu schieben. In Rückenlage können die Bauchmuskeln weniger arbeiten und sind somit weit weniger wirksam.
3. Wie auch schon in der Schwangerschaft drückt auch bei der Geburt der schwere Uterus auf die untere Hohlvene und verhindert somit den Rücklauf - das kann zum Abfall der eigenen Herzfrequenz und auch der des Kindes führen.
4. Dein Becken kann sich bis zu 2 cm weiten - es ist beweglich und dehnbar. Diese Erweiterung und Auflockerung ist nur im Stand möglich. Auch die Schädelplatten deines Kindes können sich übereinanderschieben. Gemeinsam könnt ihr euch so also unterstützen.
5. Zusätzlich drückt dein Baby in der Rückenlage auf den Steißbereich, der dadurch in seiner Beweglichkeit eingeschränkt wird.
Die Gebärhaltung unterstützt den Ablauf der physiologischen Geburt. In aufrechten Positionen kannst du die Schwerkraft nutzen - sie kann so direkt und effektiv wirken. Durch gezielte Bewegungen kannst du dein Baby außerdem dabei unterstützen, es in das Becken zu schaukeln und die Drehungen im Becken zu meistern.
Für die Bewegungen unter der Geburt sind die folgenden Punkte besonders wichtig:
1. Verstehe deinen Körper und die Logik der Gebärhaltungen: Wie bewegt sich das Baby im Becken, wie kann ich es von außen durch Bewegung dabei unterstützen?
2. Setze deine Kräfte sparsam ein! Bewegung unter der Geburt ist wichtig, gleichzeitig solltest du dir aber auch Ruhe gönnen, wenn du sie brauchst und dich nicht unnötig verausgaben.
3. Suche dir etwas zum Greifen, wenn dir danach ist. Hängen im Seil, Sprossenwände, dein*e Partner:in oder auch Bett- oder Wannenränder können sich dafür eignen.
4. Stell beide Füße fest auf den Boden: Erst dann ist auch der Beckenboden locker - beim Stehen auf Zehenspitzen beispielsweise spannt er automatisch an.
5. Es ist wichtig, dass du im Oberkörper guten Halt hast, damit du unten frei beweglich bist.
6. Nimm Gebärhaltungen nur so lange ein, wie sie dir angenehm sind. Ein Bewegungswechsel ist absolut empfehlenswert.
7. Nutze Wellenpausen, um zu ruhen und Kraft zu tanken.
8. Vertraue auf deine Intuition - viele Frauen finden ganz intuitiv passende Positionen.
Die Wassergeburt – angenehmer und schmerzärmer?
Eine besondere Form der Geburt ist die Wassergeburt. Das warme Wasser kann entkrampfend wirken und ermöglicht deinem Baby einen leichteren Übergang vom Bauch in seine neue Welt, denn das Wasser in der Gebärwanne ähnelt seiner gewohnten Umgebung in der Fruchtblase.
Viele Frauen empfinden eine Geburt im Wasser als angenehmer und schmerzärmer. Ein Positionswechsel ist dank der verschiedenen Griffe an der Gebärwanne auch hier jederzeit möglich - so kannst du beispielsweise in den Wellenpausen ganz entspannt liegen, dich genauso aber aufsetzen oder auch in die Hocke kommen, so, wie es sich für dich gut anfühlt.
Eine Wassergeburt ist in der Klinik ebenso möglich wie im Geburtshaus oder bei einer Hausgeburt. Vorausgesetzt ist eine Geburt ohne erwartbare Komplikationen. Wann und wie lange du in die Wanne möchtest, ist ganz dir überlassen. Solltest du dir eine Wassergeburt vorstellen können, kann es hilfreich sein, das bei der Anmeldung und Planung der Geburt anzusprechen, damit alles entsprechend vorbereitet werden kann.
Autorin: Jane-Lee Fromm